Die Regie von Sylvia Sobottka zeichnet dieses Gemälde mithilfe großflächiger Videoinstallationen (Philipp Karau, Stephanie Kayß), die besonders beim historischen Bildmaterial mehr andeuten als zeigen, dafür umso näher auf die Gesichter der Schauspieler und auch des Publikums halten. So entsteht eine Melange aus Laut und Leise, aus Licht und Dunkel, aus Nähe und Distanz, viel wird überzeichnet und grell karikiert – ganz so, wie Jelinek es wollte: Nichts sollte von Höhe und Pathos übrig bleiben, sinnentleert steht dieser Terror allein auf der Bühne.

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Ulrike Maria Stuart

2012
Zwei Frauen, zwei Irrlichter spuken durch die Weltgeschichte und die jüngere deutsche Vergangenheit: Sie sind zwei Königinnen – die machtbewusste Elisabeth I. und die wegen ihrer Schönheit gerühmte Maria Stuart. Und sie sind zwei Terroristinnen – die glamouröse Stadtguerillera Gudrun Ensslin und die linke Vordenkerin Ulrike Meinhof. Auch nach der Inhaftierung in Stammheim ist ihre Rivalität noch nicht beendet. Gudrun Ensslin will den Triumph über Ulrike Meinhof, die totale Unterwerfung, die geistige und physische Vernichtung.
Was treibt die Frauen zur Gewalt, was ermächtigt sie, über Leben und Tod zu bestimmen, und woher kommt der Hass? Die Logik der Machtausübung scheint das Frausein auszuschließen, ein Egotrip beginnt, der im Ich-Verlust endet.
Es kalauert, knirscht und karamboliert, wenn sich in Elfriede Jelineks Sprachkaskaden gesellschaftspolitische Diskurse in tollkühnen Assoziationsketten zur Unkenntlichkeit verknoten.

(Programmtext Theater Augsburg)

Inszenierung: Sylvia Sobottka
Bühne und Kostüme: Anna van Leen
Video: Philipp Karau, Stephanie Kayß
Dramaturgie: Barbara Bily
Mitwirkende: Ute Fiedler, Eva Maria Keller, Lea Sophie Salfeld, Florian Innerebner