Geisterbahn
2014
Oculus Rift, Computer, Verstärker, 5 Lautsprecher, Subwoofer, Holzkabine, Sitzbank, eine Installation von Merlin Flügel, Stephanie Kayß, Dominik Keggenhoff, Elena Jill Osmann, Marc Rühl
Mithilfe der Virtual-Reality-Brille »Oculus Rift« ist es seit nicht allzu langer Zeit möglich, virtuelle Räume begehbar zu machen. Mittels Headtracking und stereoskopischer Sicht wird die Illusion erzeugt, der Betrachter befinde sich gänzlich an einem völlig anderen Ort. Dieser seit den 1990er-Jahren bekannten Technik haben wir uns zur Gestaltung einer virtuellen »Geisterbahn« bedient. Klassische Elemente einer Jahrmarktsattraktion sowie audiovisuelle Experimente kommen in dieser Gruppenarbeit zusammen. Im Kontext der erweiterten Möglichkeiten des Betrachters, sich in einem 360-Grad-Sichtfeld zu bewegen, ist vor allem die Suche nach neuen narrativen Formen und immersiver Erfahrbarkeit des Raums ein für uns aktuelles und interessantes Arbeitsfeld. Die Vorführung findet in einer schwarzen Kabine mit Sitzmöglichkeit statt. Hier werden die Besucher nacheinander gebeten, Platz zu nehmen und die Brille aufzusetzen. Die Gesamtdauer der zu erlebenden Show beträgt circa sieben Minuten.Die Geisterbahn ist seit mehr als 80 Jahren eine der klassischen Jahrmarktattraktionen. Aber worin besteht die Attraktion? Besteht sie im Durchfahren dunkler Räume, angefüllt mit mehr oder weniger unheimlich wirkenden mechanischen Schreckgestalten?
Zunächst begegnet uns die Arbeit als geheimnisvolle Präsenz im Raum, eine schwarze monolithartige Box, deren Inhalt sich nicht unmittelbar offenbart. Sie markiert einen imaginären Raum, angefüllt mit Erwartungen. Wird man eingelassen und kurz darauf in der Enge des Innenraums zurückgelassen, öffnen sich dessen Wände für eine Fahrt in die virtuelle Realität. Die fünf beteiligten Künstler haben hier in fünf Abschnitten die Interpretation ihres persönlichen Horrors verwirklicht. In einzigartigen Bildsprachen und Herangehensweisen wird die Faszination des Unheimlichen ausgelotet. Zum einen auf der Seite des Absurden, wie bei Stephanie Kayßs Achterbahnfahrt durch eine grellbunte Alptraumwelt des Geboren-Werdens, Merlin Flügels Besuch bei einem merkwürdigen Kult mit rätselhaften Absichten oder Elena Osmanns monumental kathedralischer Abstieg in die Tiefen des Bewusstseins über die eigene Vergänglichkeit. Zum anderen werden wir konfrontiert mit dem Einbruch eines verstörenden Realismus: Marc Rühls Haus am See, in das wir als unerwünschter Gast eindringen oder Dominik Keggenhoffs verlassener Schrebergarten, in dem das, was wir nicht sehen, ausschlaggebend wird.
Die »Geisterbahn« stellt somit eine Schnittstelle dar zwischen unserer tatsächlichen körperlichen Präsenz in einer Rauminstallation, dem Geworfen sein in die virtuellen Welten, die aus der Vorstellungskraft ihrer Entwickler entspringen und gleichzeitig den imaginären Räumen, die jeder einzelne ansiedeln kann mit seinen eigenen Erwartungen, Vorstellungen und Ängsten.
Austellungen:
2015 MONITORING SELECTED – Kasseler Dokumentarfilm- und Videofes. Galerie Patrick Ebensperge, Berlin





